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Diverse Studien zeigen, dass derzeit so viele Menschen wie noch nie mit einem Stellenwechsel oder Neuanfang liebäugeln. Die meisten stellen früher oder später fest: Auf die Frage «Gehen oder Bleiben?» gibt es keine eindeutige Antwort, das intellektuelle Abwägen von Pro und Contra stiftet oft mehr Verwirrung als Klarheit. Was also hilft in einer solchen Situation?


27.07.2023 | Mathias Morgenthaler

Zu Beginn von Veränderungsprozessen liegt der Weg oft im Nebel. Foto: Mathias Morgenthaler
Zu Beginn von Veränderungsprozessen liegt der Weg oft im Nebel. Foto: Mathias Morgenthaler

Fällt es dir manchmal schwer, die Motivation für deine Arbeit aufzubringen?
Ärgert es dich, dass du viel Energie aufwendest und gefühlt wenig bewirken kannst oder kaum Wertschätzung spürst?
Fragst du dich, ob es an der Zeit wäre, einen lange gehegten Traum zu verwirklichen?


Wer sich mit der Frage beschäftigt, ob er am Bekannten festhalten oder etwas Neues in Angriff nehmen soll, findet durch angestrengtes Nachdenken oft zu keiner befriedigenden Antwort. Was könnte stattdessen weiterhelfen? Hier ein paar Empfehlungen aus der Coaching-Praxis:

  • Höre auf deinen Körper: Oft kennt unser Körper die Antwort, noch bevor sich der Kopf einen Reim darauf machen kann. Hol dir bei Bedarf Unterstützung, um die Signale besser verstehen zu lernen.

  • Trau dich zu träumen: Viele verharren in einer unbefriedigenden Situation, weil ihnen das bekannte Unglück lieber ist als das unbekannte Glück. Sie sagen sich: Solange ich keinen wasserdichten Plan habe, halte ich mich besser still. So verstreichen Jahre und manchmal Jahrzehnte oder ein Leben. Erlaube dir zu imaginieren, wo/wie/mit wem/in welchem Feld du gerne tätig sein möchtest, und bring diese Kernelemente deines zukünftigen Lebens aufs Papier. Wenn deine Sehnsucht anschaulich wird, ist es wahrscheinlicher, dass sie zur Realität wird.

  • Mach eine Ideenkonferenz: Menschen aus unserem Umfeld haben manchmal einen klareren Blick für unser Potenzial, und sie sind unbelastet von unseren eigenen Ängsten und Zweifeln. Lade 4-6 Personen ein, um einen halben Tag lang mit dir Szenarien für deine berufliche Zukunft zu entwickeln. Begründe nicht, warum etwas unrealistisch ist, sondern nimm alle Ideen auf und bedanke dich. Prüfe in der Folge, was du weiterverfolgen möchtest und wer dich dabei unterstützen könnte.

  • Erweitere den Spielraum: Wenn die Alternative zum bekannten 100%-Job ist, ins Blaue zu kündigen und etwas komplett Neues anzufangen, ist das eine hohe Hürde. Oft sind die Dinge weniger schwarz-weiss, als sie uns auf den ersten Blick erscheinen. Die Coaching-Methode «Tetralemma» zum Beispiel erweitert die Frage «Das Eine oder das Andere?» um die drei Optionen «weder noch», «sowohl als auch» und «nichts von alledem». Wenn du dich durch einen erfahrenen Coach begleiten lässt, kannst du diese Optionen am Boden auslegen und unmittelbar erleben, wie der Körper auf die einzelnen Varianten reagiert.

  • Unternimm eine Zeitreise: Wie möchtest du einmal auf dein Leben zurückblicken? Was möchtest du erlebt haben, damit du dereinst sagen kannst, dass du dein Leben voll ausgekostet hat? Stell dir vor, du hältst an deinem 80. Geburtstag eine kleine Ansprache oder jemand verfasst nach deinem Tod einen Nachruf. Was sollte dann Teil deiner Geschichte sein?

  • Mach kleine Schritte statt grossen Plänen: Wir überschätzen notorisch die Planbarkeit unseres Lebens. Erschwere dir nicht die Entscheidung, indem du von dir erwartest, dass die Neuausrichtung für die nächsten 20 Jahre passen muss. Mach einen Schritt, der sich stimmig anfühlt, und lass dich überraschen, was sich daraus ergibt. Oft wirds gerade dann spannend, wenn wir die Dinge nicht im Griff haben und der Zufall anklopft.

  • Trenne weniger strikt zwischen privat und beruflich: Frage ich Kund*innen im Coaching nach Glücksmomenten, unterbrechen die meisten ihre Antwort früher oder später mit der Bemerkung, das sei «nur privat» oder «nicht sehr professionell». Damit werten sie Erlebnisse ab, die unmittelbar Freude und Zufriedenheit bringen. Erlaube dir, Tätigkeiten, die für dich erfüllend sind, mehr Raum zu geben – ohne im Voraus zu entscheiden, ob das «nur privat» oder Teil des Berufs ist. Ein beglückendes Hobby kann neuen Schub im Beruf bringen, und manchmal wird eine private Leidenschaft zu einem beruflichen Standbein.

Zum Schluss noch ein paar Empfehlungen zur Vertiefung:

·     Radio SRF hat letztes Jahr eine «Input»-Sendung zum Thema gemacht, zu der ich als Experte einige Einschätzungen beisteuern konnte. Vielleicht hilft dir das Hören des Podcasts bei eigenen Entscheidungsfragen. (Redaktorin Sabine Meyer hat sich übrigens wenig später fürs Gehen entschieden – heute ist sie als Podcasterin, Buchautorin («Beziehungskosmos») und Dozentin ebenso erfolgreich wie zufrieden unterwegs)

·     Selber sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, erkennt wegen blinder Flecken seine grössten Talente nicht oder lässt sich von unbewussten Glaubenssätzen bremsen. Deshalb kann es in Veränderungsphasen besonders hilfreich sein, sich von einem Coach begleiten zu lassen. Du findest hier eine Auswahl an kompetenten Fachleuten.

·     Möchtest du dich nicht nur coachen lassen, sondern selber das Coaching-Handwerk lernen und die einzelnen Methoden gleich in der Praxis kennenlernen? Der Basiskurs «Systemisches Coaching» von Beruf+Berufung Education dauert 10 Tage und bietet dir eine Kombination aus angeleiteter Selbstreflexion, Methodenwissen, Coachingpraxis und wertvollem Austausch mit Mitstudierenden. Bei Interesse kannst du anschliessend den Vertiefungskurs absolvieren und einen eidg. Fachausweis als Coach/Betriebl. Mentor*in erwerben. Die nächsten Lehrgänge starten am 15. September 2023 (Zürich) und am 27. Oktober 2023 (Bern). Hier findest du alle Details und die Daten der nächsten Infoabende.
 

Ich wünsche allen, bei denen eine Veränderung ansteht, ein gutes Gespür für die nächsten Schritte und – wenn nötig – den Mut, auch mal den Weg zu wählen, der mitten durch die Angst führt.

«Oft wird es gerade dann spannend, wenn wir die Dinge nicht im Griff haben und der Zufall anklopft.»
 

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